Wie wollen wir leben?

EBG-Workshop, Thema Zukunft, 2014
Text: Claudia Kocher | Fotos: Stephanie Wells


Fünf Genossenschafterinnen und Genossenschafter haben sich Gedanken zur Zukunft in der EBG gemacht. Der Austausch zeigt, dass das heutige Wohnen in der EBG der Vision schon recht nahe kommt. Flexibel dazu gemietete Räume, generationenübergreifendes Wohnen und ein Gemeinschaftsraum, um den nachbarschaftlichen Kontakt zu pflegen: Das alles ist im Ansatz bereits vorhanden. Die Objekte, die die Teilnehmenden zur Diskussionsrunde mitgebracht haben, sind als symbolische Anregung für die nächste Genossenschafts-Generation bestimmt.

Tamara (37)
«Ich habe eine Sammlung von Fuffzgerli mitgebracht. Diese benötigen wir für unsere Waschmaschine im Keller. Ich finde unsere jetzige Wasch­situation sehr komfortabel; früher soll das Waschen in der EBG wie auch anderswo ja sehr anstrengend gewesen sein. Die Malkreide steht dafür, dass ich es schön finde, wie die Kinder das Leben hier bunt und lebendig gestalten. Die Pflanze symbolisiert das Wachsen und Gedeihen in der EBG.»

Tamara ist sich nicht sicher, ob die Tendenz zu immer mehr Wohnfläche Zukunft hat. « Der Platz wird weniger – und teurer.» Ihre Wohnung ist mit 73 Quadratmetern nicht riesig, vermittelt ihr aber Geborgenheit. Wichtig sei es, dass die Wohnung hell ist und offene Räume hat. Als zusätzlicher Aufenthaltsort dient auch der Waschraum, in den sie ihre kleine Tochter mitnimmt. Wichtig ist für Tamara Schön, dass die Kinder irgendwo spielen können, in einem geschlossenen Hof zum Beispiel. Ideal fände sie es, wenn es in der Nähe kleinere Wohnungen gäbe, in der die betagten Familienangehörigen dereinst einziehen könnten.


Daniel (53)
«Auf der Fotografie hieven meine Frau Karin und ich die Solidaritätsfahne hoch. Auf dem Würfel habe ich Gedanken aufgeschrieben wie: Neue Wohnformen mit privaten und gemeinschaftlichen Räumen, Alters-WG, gute Durchmischung der Altersklassen sowie der Berufe und Nationalitäten. Ein frohes Miteinander sowie das freiwillige Engagement in der Nachbarschaftshilfe. Und natürlich der Wunsch, dass die Wohnungen trotz zeitgemässem Wohnen bezahlbar bleiben.»

In seiner Wohnung schätzt Daniel besonders die eingebaute Garderobe und die Wandschränke. Dieser unsichtbare Raum spare nicht nur Platz, sondern auch Möbel. « Das hat für mich Qualität.» Daniel Lehmann fände eine Wohnung interessant, die wie ein Wohnwagen gebaut ist: Bis unter die Decke voll mit nach oben aufklapp­baren Kästen. Auch die Vorstellung von Wänden, die sich flexibel in der Wohnung herumschieben lassen, fasziniert ihn. Nicht zu vergessen: Der Gang als zusätzlicher Wohnraum, besonders ideal für Kinder, die dort ihre Eisenbahn aufstellen möchten.


Frank (44)
«Mit dem Meterstab möchte ich ausdrücken, dass ich es sehr schön finde, in der EBG einen Werkraum zu haben. Ich habe diese Möglichkeit schon genutzt und finde das luxuriös. Weil ich schon in einer Schreinerei gearbeitet habe, durfte ich nach einer kurzen Einführung auch die Maschinen nutzen. Ich hoffe, dass die Werkstatt in Zukunft belebter sein wird als dies im Moment der Fall ist.»

Er glaube nicht, dass das Modell der Alters-WG funktioniere, meint Frank. Laut Definition gebe es in einer Alters-WG nämlich nur eine gemeinsame Küche. Die älteren Menschen aber hätten ja ein Leben lang ihr eigenes Leben gelebt. «Das kann nicht gut gehen.» Interessanter findet Frank Schmitz die Wohnform, in der jede und jeder eine eigene kleine Wohnung mit Küche und Bad besitzt. Der grosse Gemeinschaftsraum werde dann von allen genutzt. «Dort kann, wer will, Kontakt finden. Wer Bedürfnis nach Ruhe hat, zieht sich in die eigene Wohnung zurück.»


Zita (64)
«Ich habe Spielzeug aus der Zeit mitgebracht, als meine Kinder noch mit Frisbee und Springseil draussen auf dem Spielplatz spielten. Sie erinnern mich an das junge Leben, das durch meine Enkelkinder in mein Leben zurückgekehrt ist.»

Für Zita ist es wichtig, dass der günstige Wohnraum der EBG auch in Zukunft erhalten bleibt. Interessant fände sie Alterswohnungen, die klein, aber doch so ausgestattet sind, dass man den Rollstuhl oder Rollator nutzen kann. «Dazu braucht es breitere Türen und einen Lift.» Doch sollten dort nicht nur ältere Menschen wohnen, sondern auch Junge und Familien. Wichtig fände es Zita Schön, wenn es in diesen Alterswohnungen oder auch in ihrer eigenen Wohnung eine Dusche mit ebenerdigem Zugang gäbe, in der man sich gut bewegen könne. «Wieviele Leute nutzen heute noch eine Badewanne?»


Susanne (57)
«Das Bild von Kandinsky (Quadrate mit konzentrischen Ringen) hing lange in meiner Wohnung, heute schmückt es den Siedlungstreff Birs. Die Kreise stehen für mich für die Menschen, die in der EBG leben. Alle sind verschieden und trotzdem passen sie zusammen. In den Quadraten um sie herum sehe ich ihre Wohnungen. Sie sind in der Grundform gleich und doch total verschieden. Das Bild symbolisiert für mich das Zusammenleben in der EBG.»

Die Möglichkeit des flexiblen Ausdehnens und Verkleinerns wäre für Susanne ein interessantes Zukunftsmodell. «Ich habe so viel Geschirr für Gäste, die dann aber doch nur dreimal im Jahr kommen.» Für den Alltag brauche sie gar nicht so viel Platz. Liesse sich aber ein Raum für besondere Anlässe dazu mieten, würde das Susanne Eberhart schon reichen. Auch ein Gästezimmer, das bei Bedarf beansprucht werden kann, wäre ein Pluspunkt. Mansarden («Sie müssen ja nicht unbedingt unter dem Dach sein») seien besonders für Familien wichtig. Damit könne man über seine Wände hinauswachsen, ohne das ganze Jahr in einer 5-Zimmer-Wohnung leben zu müssen.

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