Zwei Buben, zwei Mädels, zwei Zimmer

Interview mit Judith (Birs) und Zita (Sternenfeld II); EBG Jahresbericht 2014
Text: Claudia Kocher | Fotos: Zita (Album) Stephanie Wells (Porträts)

Vier Kinder hat Zita an der Sonnenbergstrasse in Birsfelden aufgezogen. Nun wohnen zwei ihrer Kinder mit ihren jungen Familien weiterhin in der EBG. Sie schätzen besonders das soziale Netzwerk untereinander. Obwohl der Platz stets etwas knapp war, hat Tochter Judith Schön in ihrer Kindheit nie etwas vermisst. « Es war ein friedliches Aufwachsen in der EBG », finden Mutter und Tochter übereinstimmend.


Ein Glücksfall
Für Zita Schön und ihren Mann war es ein Glücksfall, dass sie 1974 eine 4-Zimmer-Wohnung an der Sonnenbergstrasse in Birs­felden beziehen konnten. Josef arbeitete nicht bei der Eisenbahn, sondern bei der PTT, doch dank einer Abmachung zwischen Bähnlern und Pöstlern war es ihm erlaubt, Anteile der EBG zu erwerben. Bevor das erste Kind zur Welt kam, verdiente Josef 1950 Franken. Die Wohnung kostete ohne Nebenkosten 590 Franken. Daran kann sich Zita noch genau erinnern. «Das war damals viel Geld. Wir mussten uns ziemlich zur Decke strecken.» Vier Kinder kamen in den nächsten Jahren zur Welt: «Zum Glück waren es zwei Mädchen und zwei Knaben.» So konnten sich die zwei Buben und die zwei Mädchen je ein Zimmer teilen. Als die Kinder klein waren, assen sie noch in der Küche. Später wurde das Mittag- und Abendessen in der Stube eingenommen. Das Elternschlafzimmer war jahrelang chro­nisch überfüllt: es diente als Schlafzimmer, Büro, Nähzimmer und Hobbyraum in einem. «Es war schon eng», finden beide Frauen. Aber man sei in diese Wohnsituation hineingewachsen und habe gar nichts anderes gekannt. Gewiss gab es Reibereien, als die Kinder in die Pubertät kamen. «Aber an Reklamationen im Haus kann ich mich nicht erinnern», meint die Grossmutter. Die Kinder hätten vollkommen unbeschwert aufwachsen können. Da im Haus viele Schichtarbeiter wohnten, musste die Ruhe­ordnung strikt eingehalten werden. Die Regeln aber seien bekannt gewesen – alle die hier einzogen, hätten diese akzeptiert. Klar wie die Regeln war damals auch die Rollenverteilung: Die Männer arbeiteten, die Frauen blieben zuhause. «Für mich hat das gestimmt, ich war gerne hier», sagt Zita. Den sozialen Austausch gab es auf dem Spielplatz, da traf man sich zum Schwatzen – und zum Stricken.

Nur gestrickt wird nicht mehr
Für Judith ist das die beste Erinnerung: Es sei immer jemand zum Spielen da gewesen. «Heute trifft man sich immer noch auf dem Spielplatz», so die junge Mutter. «Nur gestrickt wird nicht mehr.» Allerdings sei die Zeit heute verplanter als früher, weil die meisten Mütter Teilzeit arbeiten, so wie sie selbst. Doch bei allem blieben die guten Beziehungen untereinander erhalten. Und Zita Schön trifft auf dem Spielplatz mittlerweile andere Grossmütter, die wie sie Enkel hüten.


Wir fühlen uns wohl hier
Als Witwe sei sie froh gewesen, in der EBG bleiben zu können. Als ihr Mann 2006 starb, hat ihr der Kontakt in der Genossenschaft sehr geholfen. «Ich habe von der Gemeinschaft profitiert, die da über die Jahre zusammenge­wachsen ist.» Auch Judith hat zu den Menschen, die sie von der Genossenschaft kennt, heute noch eine besondere Beziehung. «Obwohl man sich nicht mehr häufig sieht, stehen mir die Leute aus der EBG immer noch nahe.» Zudem bieten die sozialen Kontakte viele Vorteile, beispielsweise wenn es ums Kinderhüten geht. «Ich möchte die Werte, die die Genossenschaft vermittelt, auch unseren Kindern weitergeben.» Abwanderungspläne hegt sie keine: «Wir fühlen uns hier wohl und wollen hier bleiben. Es passt alles», meint Judith.


Einen besonderen Wert fürs Leben
Für Zita ist klar, dass sie ihren Kindern durch die Genossenschaft einen besonderen Wert fürs Leben vermitteln konnte: «Rücksicht nehmen.» In einer Genossenschaft gehöre das einfach dazu.

 

Zita, Jahrgang 1951, zog zusammen mit ihrem Mann Josef Schön in der Sonnenbergstrasse vier Kinder gross. Zwei der Töchter leben mit drei Enkelinnen heute ebenfalls in der EBG.


Judith ist 32 Jahre alt und hat zwei kleine Mädchen. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in der Birsstrasse welche im 2013 saniert wurde und ausschliesslich 4.5 Zimmer Wohnungen anbietet. Sie arbeitet als Kleinkindererzieherin.

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